Stellungnahme der AGT
Die Arbeitsgemeinschaft Theologiestudierende
Stellungnahme
bezüglich der Vorfälle in der KHG Köln
Im Rahmen der Bundesvollversammlung vom 27.-29.11.2020 hat die AGT folgende Stellungnahme beschlossen: Die Bundesvollversammlung der AGT hat das Positionspapier der KHG Köln mit dem Titel “Wir wollen glaubwürdig bleiben” zur Kenntnis genommen und hält die angesprochenen Themenfelder des Positionspapiers für sehr aktuell. Wir rufen die Lehrenden und Forschenden der katholisch-theologischen Institute und Fakultäten in Deutschland dazu auf, diese Themen wissenschaftlich zu erörtern und über die Inhalte konstruktiv den Diskurs zu suchen.
In der Tradition des Zweiten Vatikanischen Konzils ist die katholische Kirche aufgefordert, sich mit den "Zeichen der Zeit" (GS 4) auseinander zu setzen. Diese Möglichkeit bietet sich besonders in der Theologie als Wissenschaft, aber auch im Umfeld der Hochschulen, z.B. in den Studierendengemeinden, wo junge Menschen ihre Lebensrealität ins Gespräch mit ihrem Glauben bringen. Diese Reflexion gilt es ernst zu nehmen.
Wir bedauern, dass das Erzbistum Köln sich dazu veranlasst sah, das Positionspapier der KHG Köln dem öffentlichen Zugang zu entziehen und dass die Online-Präsenz der KHG temporär unzugänglich war. Wir wünschen uns von Seiten der Amtskirche in vergleichbaren Fällen, mutig den Dialog mit Mitarbeitenden und Mitgliedern der Gemeinden zu suchen. Besonders wir Studierende der katholischen Theologie sind von solchem Verhalten getroffen. Situationen wie diese führen unter uns schon im Studium zu einer "Angstkultur", in der wir uns gehindert sehen, frei unsere Meinung zu äußern, da für viele von uns die katholische Kirche künftig Arbeitgeberin sein wird oder wir auf die Verleihung der Missio Canonica angewiesen sind. Durch solche Verhaltensweisen, wie sie die Bistumsleitung des Erzbistums Köln gezeigt hat, entsteht bei uns der Eindruck, dass freie Meinungsäußerung und offene Diskussion in der katholischen Kirche nicht gewünscht sind und Menschen, die sich daran beteiligen, dienstrechtliche Konsequenzen zu fürchten haben. Uns ist bewusst, dass das Handeln der Bistumsleitung geltendem Kirchenrecht entspricht. Wir wünschen uns aber einen sensibleren und verantwortungsvolleren Umgang mit der Macht, die den Menschen in Leitungspositionen anvertraut ist. Die Inkaufnahme von Verletzungen in verschiedenen Dimensionen und das bewusste oder unbewusste Aufbauen von Druck auf Studierende, Mitarbeitende und Glaubende zur Vermeidung von inhaltlichen Diskursen darf nach unserem Dafürhalten aus den ethischen Grundlagen des Christentums heraus nicht der Weg der katholischen Kirche sein.